Tagtäglich werden in Deutschland Menschen Opfer rassistischer Gewalt, Flüchtlingsheime werden angezündet, Andersdenkende angegriffen, Parteibüros von Linken verwüstet. Machen wir uns nichts vor, die AfD bereitet den Neonazis, die diese Taten verüben, den ideologischen Boden vor und schickt sich an, der parlamentarische Arm dieser faschistischen Täter_innen zu werden. Und genau deswegen stehen wir heute hier – um uns dieser AfD entgegenzustellen!
Wir beklagen nicht nur die über 150 Opfer rassistischer Gewalt seit der Wiedervereinigung, sondern im Speziellen auch um die Opfer des NSU-Terrors. Wir klagen um die, die verletzt wurden bei den drei Bombenanschlägen des NSU in Nürnberg, in der Kölner Probsteigasse und der Keupstraße. Wir klagen um:
Enver Şimşek
Abdurrahim Özüdoğru
Süleyman Taşköprü
Habil Kılıç
Mehmet Turgut
İsmail Yaşar
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubaşık
Halit Yozgat
und Michèle Kiesewetter.
Wir alle haben dabei versagt den Betroffenen und Angehörigen damals zur Seite zu stehen als die Polizei, die Behörden, die Geheimdienste, die Medien, die Stadtgesellschaft die Opfer zu Tätern erklärte und ihre Hinweise auf das mögliche rassistische Tatmotiv nicht Ernst nahm. Deswegen muss es nun unsere Aufgabe sein, dass Antifa, Antirassist_innen und die migrantischen Communities zusammenkommen, um Konsequenzen aus dem alltäglichen strukturellen Rassismus zu fordern.
Deswegen organisieren wir als ein bundesweiter Zusammenschluss von Initiativen im nächsten Monat hier in Köln, vom 17.-21, Mai, das Tribunal NSU-Komplex auflösen, wozu ich euch herzlich einladen möchte.
An diesen fünf Tagen kommen Menschen zusammen, die tagtäglich von Rassismus betroffen sind, die schon seit vielen Jahren Widerstand leisten, Betroffene des NSU-Terrors, internationale Gäste, Aktivist_innen, um eine Anklage des Rassismus in Deutschland zu formulieren.
Wir klagen um die Opfer, die fehlen; und um diejenigen, die jahrelang bis heute so viel Leid und Demütigung ertragen mussten.
Wir klagen an, denn der Schmerz verlangt eine Konsequenz. Das Tribunal wird die Namen und Taten der Verantwortlichen unüberhörbar in die Öffentlichkeit bringen, auf dass die Gesellschaft ein Urteil über sie fällen möge.
Wir klagen ein. Wir klagen eine andere Realität ein, eine solidarische Gesellschaft, die diese Verhältnisse demokratisieren kann und es seit Jahrzehnten bereits tut. Die AfD hat bereits verloren, denn die Gesellschaft der Vielen ist unumkehrbar!
Wir werden zeigen, dass Rassismus uns nicht nur trennt, sondern dass er auch alle miteinander verbindet, die von gesellschaftlicher Stigmatisierung betroffen sind. Die Botschaft lautet: Wir bleiben, wir verändern, wir demokratisieren, wir schaffen eine Gesellschaft der Vielen.
Kommt vom 17.-21. Mai ins Schauspiel Köln. www.nsu-tribunal.de
22.04.2017, Köln, Heumarkt, Rede zum AfD-Bundesparteitag
Tribunal ‘NSU-Komplex auflösen‘