*** Pressemitteilung der Initiative „Herkesin Meydanı — Platz für alle“ vom 06.12.2020 ***
Für einen würdevollen Gedenkort des Mahnmals an der Keupstraße!
Aus der Presse haben wir erfahren, dass die neue Eigentümerin „gentes Gruppe“ eine Bauvoranfrage für die Bebauung des Geländes Keupstraße/Schanzenstraße zur Abstimmung in die Bezirksvertretung Mülheim am 07.12.2020 vorgelegt hat. Wir begrüßen es sehr, dass in dieser Bauvoranfrage das Mahnmal für die Betroffenen der rassistischen Bombenanschläge in Köln an seinem vorgesehenen Platz an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße eingeplant ist und sehen hier die Bemühungen der Stadt und der Oberbürgermeisterin Henriette Reker sich für die Interessen des würdigen Gedenkens einzusetzen.
Gleichzeitig ist aber auch offensichtlich, dass hier im Eiltempo und ohne Einbezug der Öffentlichkeit etwas beschlossen wird, was bindende Auswirkungen auf den Charakter und die Entwicklung des Viertels hat. Und wir sehen in dem Entwurf einen qualitativ unbedachten Kompromiss. Im Februar 2020 haben wir bereits konkrete Forderungen an die Stadt Köln gestellt, um die Realisierung des Mahnmals und die Qualität des neuen Eingangs zum Viertel zu sichern. Diese umfassten im Wesentlichen Instrumente, die der Stadt ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten in Fragen der Entwicklung solch eines wichtigen Grundstückes aufzeigten. Diese Forderungen halten wir weiter für sinnvoll und in Anbetracht der vorgelegten Bauvoranfrage umso notwendiger. Es gibt Wege, die zu einem städtebaulich qualitativ guten Ergebnis führen, das der Würde des Mahnmals, der neuen Entwicklung des Geländes und dem Stadtteil Mülheim gerecht wird. Diesem so zuzustimmen wäre daher eine vergebene Chance.
Wir fordern die Stadt Köln daher auf, die Entwicklung dieses wichtigen Grundstückes selbst in die Hand zu nehmen.
Wir möchten hier noch einmal in Erinnerung rufen: Der Mord an migrantischen Einzelhändler:innen war eine Strategie des Terrors des NSU, dem zehn Menschen zum Opfer fielen. Die Keupstraße wurde als migrantischer Ort angegriffen, um dort einen Massenmord zu begehen. Die von Rassismus betroffenen Menschen haben diese Botschaft verstanden und wurden damit jahrelang allein gelassen und ignoriert. Die Anschläge von Halle und Hanau und jede weitere Aufdeckung von rechten Netzwerken hält diese Angst wach. Hier sind wir alle in der Verantwortung, dem mit allen Mitteln entgegenzutreten. Die Errichtung eines würdigen Mahnmales und der respektvolle Umgang mit den Betroffenen und der Keupstraße sowie der Probsteigasse sind dazu ein deutlicher und enorm wichtiger Schritt mit Signalwirkung.
Wir sehen in dem Mahnmal und in der Entwicklung des Geländes eine riesige Chance der Stadt Köln für eine vorbildliche und bundesweit beispielhafte Gestaltung. Hier liegen ein einstimmig beschlossener, einzigartiger Mahnmalentwurf, engagierte Akteur:innen und Betroffene und ein zu entwickelndes Gelände für ein gutes Ergebnis vor. Die Stadt muss diese Chance jetzt nur nutzen.
Durch viele Gespräche mit Anwohner:innen, Geschäftstreibenden, Akteur:innen um die Keupstraße und den Betroffenen der NSU-Anschläge sehen wir folgende Kriterien für die Gestaltung des Platzes um das Mahnmal als unabdinglich:
a. Die Gestaltung des Platzes und der umliegenden Bebauung muss in einem partizipativen Prozess unter Einbezug der Betroffenen der Anschläge und der Menschen auf der Keupstraße sowie der Öffentlichkeit geschehen.
b. Der Platz muss ein würdiger Aufenthaltsort sein, mit einer entsprechenden Fläche für Versammlungen, Gedenkveranstaltungen und zur künstlerischen Entfaltung des Mahnmales – wie es beides im Entwurf des Mahnmals angelegt ist.
c. Der Platz an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße sollte eine öffentliche, städtische Fläche sein – kein Privatgelände.
Wir möchten Sie deswegen dringlichst bitten, der Bauvoranfrage nicht zuzustimmen, sondern sich für einen offenen und partizipativen Prozess einzusetzen, der zu einem würdevollen Gedenkort und Mahnmal führt – einem Platz für Alle.
Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne via mail platzfueralle@posteo.de.
Im Anhang haben wir außerdem unsere Eingabe an den Beschwerdeausschuss der Stadt Köln und den offenen Brief vom Februar 2020 beigefügt.
Mit freundlichen Grüßen
Initiative „Herkesin Meydanı — Platz für alle“
Weitere Informationen: www.mahnmal-keupstrasse.de & www.facebook.com/DasMahnmalAnDerKeupstrasse
(06.12.2020)